Die Blühwiese – ein Kleinod der Biodiversität

Vortrag von Dr. Bettina Lange-Malecki am 14.3.2023

Rund 50 Interessierte kamen zum Vortrag der bekannten Göttinger Biologin Dr. Bettina Lange-Malecki im Vorfeld der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Bürgerinitiative Gegenwind e.V. in das Sporthaus am Hetjershäuser Weg und lauschten gebannt.

Mit wunderschönen Aufnahmen der Tier- und Pflanzenwelt auf Blüh- und Streuobstwiesen stellte die Referentin mitreißend und anschaulich dar, wie wichtig ein funktionierendes Ökosystem für unser aller Überleben ist und wie die einzelnen Bausteine der Biodiversitätspyramide durch das massive Artensterben betroffen sind.

Hier zusammengefasst die wichtigsten Aussagen:

Die Referentin bearbeitet zusammen mit ihrem Ehemann seit über 40 Jahren eine Streuobstwiese mit altem Baumbestand in der Nähe von Göttingen und hat vor zwei Jahren noch eine weitere Wiese übernommen. Sie spricht aus eigener, fundierter Erfahrung, alle Fotos hat sie selbst dort aufgenommen. Zwei Bücher dazu sind bereits erschienen, inzwischen aber vergriffen.

Die aktuelle Situation der Blüh- und Streuobstwiesen ist besorgniserregend. Insbesondere das dramatische Insektensterben destabilisiere das gesamte Artengefüge. In Deutschland ist über 70 % der Insektenmasse in den letzten Jahren verschwunden.

In dem mit vielen faszinierenden Bildern versehenen Vortrag ging die Referentin auf die erforderliche Pflege von Blüh- und Streuobstwiesen ein: wann und wie oft wird gemäht, was passiert mit der Mahd, wie erhält oder schafft man die Strukturvielfalt und damit Unterschlupfmöglichkeiten für die Tierwelt? Totholz-, Heu-, Sand- und Steinhaufen sind wichtige Brut- und Rückzugsorte für viele Tierarten. Lässt sich ein Wasserangebot einrichten? Welche Bedeutung haben Hecken und wie sollten sie beschaffen sein? Wie werden sie gepflegt?

Standortgerechte Pflanzenarten wie Veilchen, Schlüsselblumen, Akeleien, Margeriten, Hornklee, Sommerwurz und Skabiosen und viele mehr wurden vorgestellt. Ebenso stellte die Referentin die Vielzahl alter Obstbäume vor.

Ein Großteil der Artenvielfalt kann sich so entwickeln: wo es Blütenpflanzen und Früchte gibt, leben auch Insekten. Die Vielfalt der Schmetterlinge stellt sich ein bei Vorhandensein der geeigneten Futterpflanzen, das gilt genauso für die vielen Wildbienenarten und Hummeln und weitere Insekten wie Fliegen, Käfer, Spinnen, Ameisen, Heuschrecken, usw.

Wo es Insekten, Spinnen und Schnecken gibt, da leben auch Vögel und Reptilien wie Eidechse, Blindschleiche und Salamander. Wo es Blüten, Kräuter, Früchte, Insekten, Schnecken, Amphibien, Reptilien und Vögel gibt, sind wiederum die richtigen Lebensbedingungen für Säugetiere wie Feldhase, Siebenschläfer, Reh, Dachs, Wildkatze und andere gegeben. So schließt sich der Kreis.

Frau Dr. Lange- Malecki schloss ihren Vortrag mit dem Resumee:

Biodiversität in der Kulturlandschaft braucht Strukturreichtum und lebendige Böden ohne Dünger und Biozide. Ein vielfältiges, gesundes Artengefüge ist relativ stabil gegen äußere Einflüsse und Schäden. Den Menschen vermitteln strukturreiche Habitate der Biodiversität ein ästhetisches Wohlgefühl.

In der sich anschließenden lebhaften Diskussions – und Fragerunde wies sie darauf hin, dass jeder schon auf kleinstem Raum ein Stück Biodiversität schaffen könne, sei es im Blumenkasten auf dem Balkon oder auf einem kleinen Stückchen Erde im eigenen Garten.

Wie mache ich das nun im eigenen Garten? Es fange damit an, dass nicht mehr regelmäßig gemäht wird, sondern nur noch einmal im September; man könne aber Gehwege durch eine Wiese zum besseren Durchgang z.B. zum Komposthaufen mähen. Geduld sei nötig, bis eine Blühwiese aus den im Boden jahrelang schlummernden Samen entstehen kann. Natürlich könne man mit einer für Südniedersachsen geeigneten Blühwiesenmischung auch einsäen. Bei einjährigen Blühmischungen sei im ersten Jahr die Blütenpracht faszinierend, lasse aber in den Folgejahren deutlich nach. Besser wären daher mehrjährige Blühmischungen, die auch in den Folgejahren wieder aufblühen.

Vielen Dank an die Referentin für diesen wunderbaren Vortrag mit solch nachhaltigen Eindrücken!